England – Deutschland in Wembley
Am 05.10.2000 um 20.00 Uhr gings los. Mit 4 VECHTE-FOHLEN machen wir uns auf den Weg zur Raststätte Münsterland. Ziel unserer Reise soll jedoch das WFinal Whistle Tourembley-Stadion sein. Um 22.30 Uhr trudelt der Doppeldecker-Bus von „Rainbow-Tours“ ein. Leider sind die Clubtische unten schon besetzt. So hangeln wir uns die Treppe hoch (zu diesem Zeitpunkt noch ohne Schwierigkeiten) und ergattern im hinteren Bereich noch Plätze. Eine gemischte Runde hat sich da oben versammelt. Vorne die „normalen London-Touristen“, in der Mitte auch ein Paar Borussen vom Fanclub „Saturday Heroes“(?), dann 4 Pakistanis mit Kopfschmuck und Videokamera bewaffnet, dann wir und ganz hinten 8 Leute vom Hansa Rostock-Fanclub „Die Viehcher“ – die schon ca. 10 Std. unterwegs waren, was man einigen Leuten auch ansah. Nach einigen anfänglichen Problemen und gegenseitigem „austesten“ bekamen wir aber zusammen mit den „Viehchern“ eine trink-und stimmgewaltige Truppe zusammen, zumindest im hinteren Bereich. Ein großes Problem war mal wieder das zu knapp bemessene Trinkwasser mit Schaum. Um ca. 05.00 Uhr hieß es im EURO-Tunnel für unsere Kehlen: „Alles weggeflutet!“ und „Luken zu!“. So dachten wir. Aber die Hansa-Fans ließen uns nicht im Stich und kredenzten uns das eine oder andere Getränk aus heimatlichen Gefilden, u.a. eine Mischung aus 70% Rum mit Cola (Mischverhätnis 2:1). Nach diesem Umtrunk kamen gegen 08.00 Uhr in London wieder die ersten Lebenszeichen.
Um ca. 10.00 Uhr begann schon die Stadtrundfahrt, da wir erst am Nachmittag ins Hotel konnten. Um ca. 15.00 Uhr erreichten wir das „Majestic Hotel“ in Kensington. Gegen Abend gings Richtung Piccadilly Circus, wo wir in einem Seitenstraßen-Pub eine Blues-Bar aufsuchten, wo die „legendäre“ Gruppe Bearcats (die hießen wirklich so) ein starkes Konzert in saugemütlicher Atmosphäre ablieferten. Um ca. 00.30 Uhr beschlossen wir, müde zu werden. Da wir alle schon ca. 40 Std. auf den Beinen waren, hatten wir (aufgrund der Zeit Umstellung!?) aber einige Orientierungsschwierigkeiten, bis wir unser Hotel wiederfanden. Am 07.10. dann der Tag des „final whistle“. Nach einem Abstecher zu „Harrods“ machten wir uns auf die Suche nach einem Pub, wo wir in aller Ruhe und Gemütlichkeit die Spielvorbereitung beginnen wollten. Doch mit der Ruhe und Gemütlichkeit war das so eine Sache. Was soll man auch erwarten, wenn „Fohlenstall“-Inhaber Michael mit einem gut sichtbaren Deutschland-Schal und Borussen-Kappe Pubs betrat, wo sich anscheinend die Elite der englischen Fans versammelt hatte.
Nach diversen Wortgefechten und dem Wunsch(!?) einiger englischer „Fans“, Michael solle seinen Schal abmachen, fiel dann der Satz: „I will kill you! It´s not a joke!“ Da die Gesichter der Engländer immer hasserfüllter Aussahen, beschlossen wir, den geordneten Rückzug anzutreten. Wir machten uns dann auf dem Weg zum Wembley-Stadion. Um kurz nach 13.00 Uhr öffneten sich die Stadion Tore. Wir wollten schnell ins Stadion, um unsere VECHTE-FOHLEN-Fahnen aufzuhängen. Doch oben beim Eingang wurde uns von den Fanbetreuern mitgeteilt, das große Fahnen unten an einem Container abgegeben werden müssten. So ging ich erst mal wieder runter und bat dort die Fanbetreuer um Rat.
Glücklicherweise war ein FP-Mitglied (den Namen habe ich leider vergessen) dabei, der mir spontan anbot, die Fahnen bis nach Spielschluss im FP-Bulli zu deponieren. An dieser Stelle noch mal vielen Dank dafür.
Zum Spiel selber braucht man ja nicht viel zu sagen: Allererste Sahne, die Stimmung auch im deutschen Block fantastisch und nach Spielende eine HUMBA-Party, die die Welt noch nicht gesehen hat. Alles einfach genial! Tja, und dann begann sie wieder, die Suche nach einem gemütlichen Pub. Wir beschlossen, nach Paddington zu fahren, da ab dort um 23.30 Uhr die Rückfahrt sein sollte. Jetzt hatten wir Glück. Direkt gegenüber der Bushaltestelle befand sich ein Pub. Dort verfolgten wir auf einer Großbild-Leinwand noch die Spiele von Schottland und Irland, diesmal zusammen mit besoffenen, aber friedlichen englischen Fans.
Nach einigen Bierchen sprachen wir (oder besser gesagt Thomas, unser Translator) dann auch fließend englisch, mit deutschem Akzent. Unglaublich, wie schnell man mit Bier eine Landessprache beherrscht. Zusammen mit den Rostocker „Viehchern“ wurde es dann wieder eine Gesellige Rückfahrt, die noch durch diverse Showeinlagen („Ab jetzt wird hier nicht mehr geraucht!“ „Ihr macht den Bus sauber!“ „Ihr bekommt eure Reisetaschen nicht!“) des Businhabers gewürzt wurde. Gegen 14.00 Uhr erreichten wir dann wieder die Raststätte Münsterland.
Fazit: Für 350 DM (incl. Karte) eine Kult-Fahrt erlebt. Was will man mehr als Fußball-Fan?
Grüße gehen an: Ruhrpott-Fohlen, Borussen-Express Coesfeld, FohlenFans Nordhorn, Nienkärske Wind, Stüwwenkopp Ochtrup, an die Borussen aus Bad Bentheim, Gildehaus und Gronau, Haus Malzkorn, Gudrun, Tracy, Dirk, Translator Thomas, an die Crew vom „Fohlenstall“ Quendorf und das Fanprojekt. Wir hoffen, wir sehen uns bei unserer „9. Borussen-Nacht“!
Ralf Venhaus & Michael Rubart