Einmal Reutlingen und dann sterben…
…so hieß das Motto und die Motivation für diese lange Reise ins ferne Baden-Württemberg. Vier mutige VECHTE-FOHLEN (Patte, Lars, Ralf und ich) machten sich am Montagmorgen um 10 Uhr auf den Weg gen Süden. Die erste Hürde war das nötige Fahrticket, das wir noch für die Strecke Schüttorf-Osnabrück benötigten: Die (blonde) Schaffnerin teilte uns mit, dass sie keine Tickets verkaufen könnte und so mussten wir über 20 Minuten voller Hoffen, Beten und Betteln warten, bis ihr (dunkelhaariger) Kollege uns endlich vom Schwarzfahrerdasein erlöste. Schon zu dieser frühen Stunde begannen wir dann auch allmählich die Bierindustrie zu unterstützen und somit unser Gepäck zu erleichtern. Patte war dabei der ganz Harte und schluckte nur Alsterwasser. Da konnten wir anderen natürlich nicht mithalten.
In Osnabrück angekommen, hatten wir 45 Minuten Aufenthalt, den wir zu einer Lagebesprechung im Bahnhofsrestaurant bei einem Gläschen Bier nutzten. Der ‚Duft“, der aus der Küche drang, erinnerte eher an eine Toilette, was Ralf dann auch später der Bedienung mitteilte. Übrigens: Eine richtige Toilette gab es auch; man sollte aber nicht die Treppe heruntergehen, denn dort ist der Keller (ach?!). Einer von uns (der Name wird nicht genannt) wählte aber doch den falschen Weg. Unser Zug in Osnabrück war dann ausnahmsweise mal pünktlich, was für einen Kollegen aus Rheine (wer das wohl ist??) böse Folgen haben sollte: Da er ziemlich besoffen nicht rechtzeitig aus dem Bett kam, war er gezwungen, in Münster zuzusteigen. Da sein Zug aber Verspätung hatte (DB), verpasste er unseren Zug in Münster. Deshalb wollte er den nächsten Zug nehmen. Da er aber intelligenterweise den falschen nahm, landete er in Trier. Dort angekommen, hatte er keinen Bock mehr und fuhr wieder nach Hause. Ob er aber jemals zu Hause angekommen ist, wissen wir bis heute nicht!
Um 13.15 Uhr kam dann auch das erste lang ersehnte ‚Schniffi, Schneuffi, Schnuff“ von Ralf (und es war nicht das letzte!). Nur kurze Zeit später, um 13.33 Uhr, war dann ein weiterer alkohol-historischer Moment: Patte trank sein erstes richtiges Bier auf dieser Fahrt, obwohl noch nicht bewiesen ist, ob ALDIs „Schultenbräu“ überhaupt die Bezeichnung „Bier“ benutzen darf. Lars war mittlerweile der Alkohol zu Kopf gestiegen und gab nur noch ein langgezogenes „druuuuut!“ von sich. Ralf bestellte um genau 14.15 Uhr seinen ersten Döner, die zweite Bestellung folgte um 15.57 Uhr.
Um 14.28 Uhr war dann das gesamte Präsidium außer Gefecht gesetzt: Präsi Patte pennte(!!!) und Vize-Präsi Lars, na ja („druuuuut!“). Als dann auch noch Ralf um 15.01 Uhr seine erste Kippe fallen ließ (und das heißt schon was!), war mir klar, dass der Jüngste sich mal wieder um alle kümmern musste! Nachdem Ralf dann schon um 15.22 Uhr seinen gesamten Fressvorrat verspeist hatte, konnte er sich nun ausschließlich der Flüssignahrung widmen, mit Erfolg. Für musikalische Unterhaltung im Zug war auch gesorgt: Die „Nordlichter“ brachten gleich einen Kassettenrekorder mit, wobei neben Fußballiedern auch bekannte Stimmungslieder wie „Mein Freund Herbert“ liefen und vor allem bei Ralf alte Erinnerungen erweckt wurden. Der weltbekannte Tracy gab dabei immer mal wieder ein Solo von sich, war aber nicht die einzige Livemusik des Tages. Es gab noch Gaby. Gaby hört im Zug gerne mal Walkman, vor allem Lieder von PUR haben es ihr angetan und es macht ihr auch gar nichts aus, lautstark im Zug mitzusingen. Immer wenn sie wieder anfing, machten wir unsere Musik aus und lauschten der engelsgleichen Gaby. Ihr Gesang trieb uns immer wieder die Tränen (der Rührung??) in die Augen. Wir waren alle sofort verliebt. Ralf behauptete später sogar: „Schade, dass ich Hille früher getroffen habe!“
Auf Wunsch des Präsidiums soll die Erkenntnis des Tages auch noch abgedruckt werden: Es ereignete sich am Mannheimer Hauptbahnhof um 17.01 Uhr. Als ein alter weiser Mann die These aufstellte: „Der Mensch ist pervers, nicht die Natur!“ Natürlich erläuterte er seine These auch ausführlich, aber ich hörte nicht zu. Wer also Interesse hat, an seinen Gedankengang teilzunehmen, möge sich bitte ans Präsidium wenden.
Übrigens, wer glaubt. Dass Fußballfans immer besoffen sind und keinesfalls kreativ sein können, der irrt sich gewaltig. In Köln(!) sind zwei Gladbacher zugestiegen, von denen einer Dauerrülpser genannt werden könnte. Er konnte jederzeit auf Kommando rülpsen und hat sogar das ABC in einem Ruck rülpsend aufgesagt! Respekt und nominiert für den Raab der Woche!
Ach ja, irgendwann sind wir dann auch noch in Reutlingen angekommen. Als erstes gleich erst mal in die Frittenbude und Currysoße mit vereinzelten Wurststückchen gegessen (ich glaube, die nannten das Currywurst). Danach mit dem Bus zum Stadion. Das Stadion an der Kreuzeiche erinnerte stark an das Ahlener Wersestadion. Wie in Ahlen war auch Reutlingens Stadion ausverkauft, 12.400 Zuschauer! Das Wetter war ganz toll, Dauerregen und die Sicht aufs Spielfeld noch besser: das hintere Tor konnte man fast gar nicht mehr sehen und das Tor vor uns war durch eine hohe Bande sehtechnisch stark beeinträchtigt. Zum Spiel ist dann auch nichts mehr zu sagen, außer „Scheiße!“
Der Service im Stadion beschränkte sich auf eine kleine Würstchenbude (nicht größer als die Schüttorfer, eher kleiner) und einem Getränkestand, bestehend aus einem Pavillon mit Klapptischen. Die Getränkeauswahl war auch sehr hoch: Strengstes Alkoholverbot, es gab nur Pepsi und Mirinda!!
Die Rückfahrt begann um kurz vor 23.00 Uhr. Zu erwähnen sei noch, das wir um 23.21 Uhr Plochingen passierten, welches Kultstadt-verdächtig ist. Zwei weitere Höhepunkte der Rückfahrt kamen am Karlsruher HB. Um 1.57 Uhr dudelte Lars die Bonanza-Melodie und galoppierte dabei über den Bahnsteig und nur 4 Minuten vorher brachte Ralf den Satz des Tages: „Hille ist ein Boxenluder!“
Die weitere Fahrt waren alle halb am schlafen. Ralf legte sich noch mit einem „Hütchenspieler“ und dem pampigen Schaffner an. Außerdem bekamen wir noch Besuch von Jungs aus der Schweiz, die in den Ferien Deutschland erkunden und nach Bottrop (hä?) fahren wollten. Deren Lieblingsverein war „Young Boys Bern“, doch da sie einen sehr weiblichen Eindruck machten, tauften wir den Verein kurzerhand in „Schwul Boys Bern“ um. Zwischendurch wollten wir übrigens unseren ständig schlafenden Präsi absetzen, aber mangels Alternative (nur der Dauerrülpser bot sich an) zerschlug sich der Plan.
Um kurz nach 9 Uhr am Dienstagmorgen kamen wir dann völlig erschöpft wieder am Schüttorfer HB an. Fazit: Kein Bier mehr (Ralf vernichtete in Rheine den Rest), keine Punkte aber trotzdem viel Spaß.
Michael Könings